1866
Schletterer gründet den Augsburger Oratorienverein. Die Mitglieder kommen hauptsächlich aus dem Bildungsbürgertum. Zur Eröffnung wird G. F. Händels "Messias" gegeben. Der Oratorienverein bringt in den folgenden Jahren Werke von Beethoven, Brahms, Wagner und Bruckner zur Augsburger Erstaufführung und setzt sich zum Ziel, jährlich mindestens sechs Abonnementkonzerte zu veranstalten.
Auf beide Chöre - Liedertafel und Oratorienverein - sind viele Elemente des Musiklebens der Stadt Augsburg zurückzuführen: Die Augsburger und auch die Münchener Philharmoniker, die von beiden Chören für ihre Eigenkonzerte verpflichtet wurden. Auf Betreiben von Chormitgliedern entstanden in Augsburg eine Singschule (heute SuMMA, Sing- und Musikschule Mozartstadt Augsburg) und ein Konservatorium (heute Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg).
Die Mitglieder der Liedertafel komponierten und texteten selbst und bearbeiteten vorhandene Werke für den Chor. Im Laufe der Zeit entstanden 4 Notenbücher mit insgesamt 160 Werken, die das Repertoire des Süddeutschen Liedgutes vereinheitlichten. Mancher Lehrer ließ sich eigens nach Augsburg versetzen, um diesem Chor beitreten zu können.
Die Konzerterlöse der Liedertafel wurden zu sozialen und kulturellen Zwecken verwendet. Im Laufe von 100 Jahren wurden umgerechnet etwa 320000 € gespendet.